Die Seiten zu afrikanischen Themen sind meiner früheren web-site zur Karitébutter entnommen. Einige Jahre nach Schließung des Unternehmens habe ich auch die dazu gehörende web-site geschlossen. Diese Seiten waren sozusagen "informatorischer Überschuß". Sie hatten mit dem Produkt, um welches es in dem Unternehmen ging, eben Beurre de Karité (engl. sheabutter) als vorzügliche Naturkosmetik, keinen direkten Zusammenhang. Erstaunlich viele BesucherInnen meiner Karitébutter-website fanden diese teils allgemeinen und teils etwas persönlich gehaltenen Infos zu Afrika interessant. Daher setze ich sie hier wieder ein. Ein wenig aktualisiert, aber im Rahmen meiner Möglichkeiten, also nicht vollständig überarbeitet. Sprechen Sie mich einfach an, wenn Ihnen etwas auffällt, was ergänzt oder verbessert gehörte.Ist auch noch nicht alles fertig - aber man kann's schon ansehen, finde ich. Mit den Jahren baue ich etwas von meinem Perfektionismus ab, ehrlich.


Ein paar Stichworte zu "afrikanischen Themen"



Europa - Afrika - Beziehungen / Wirtschaft


Über die zweifelsohne existierenden menschlichen, politischen, ökonomischen und ökologischen Katastrophen hinaus: Wer immer überhaupt historisches Interesse hat, der ist sich dessen bewußt, daß eine ganz wesentliche Grundlage unserer heutigen Art von europäischer Zivilisation die erste Industrialisierung im damaligen England war. Mancher weiß vielleicht etwas darüber, wie die Landwirtschaft in England verändert worden ist und wie mit der Landbevölkerung umgesprungen worden ist (bis hin zu Zwangsarbeit), um die Industrialisierung zu befördern, ja überhaupt zu ermöglichen. Ein beachtlicher und wachsender Teil der Bevölkerung arbeitete hart, aber nicht mehr in der Landwirtschaft, und mußte dennoch ernährt und gekleidet werden.

  • Aber wer macht sich schon klar, daß das ohne die amerikanischen und karibischen Kolonien und deren durch Sklaven bewirtschaftete Plantagen nicht zu schaffen gewesen wäre? Und diese Plantagen waren über lange Zeit davon abhängig, daß vollständig rechtlose Arbeitskräfte in großer Zahl – eben Sklaven – aus Afrika nach Amerika gebracht und dort gehandelt wurden. Das Ganze heißt "Der transatlantische Dreieckshandel" und begründete auch den Reichtum vieler europäischer Handels- und Fürstenhäuser. Wirtschaftshistoriker sehen den transatlantischen Sklavenhandel als den "maßgeblichen dynamischen Faktor" der wirtschaftlichen Transformationen und des Aufstiegs Europas an.
    Sklavenjagd - die Beute wird eingebracht

    Es gibt Aussagen, daß das westliche Afrika diesen vom 16. bis weit ins 19. Jahrhundert andauernden Aderlaß von Millionen gerade der kräftigsten und gesündesten Menschen aus seinen Bevölkerungen bis heute nicht wirklich verkraftet hat. 
  • Zusammengefaßt: Nicht nur die USA, sondern auch unsere industrielle wie nach-industrielle Zivilisation hat eine ihrer Wurzeln in dieser Ausplünderung Afrikas. Oh, noch etwas: durch diese Entwicklung wurden wir EuropäerInnen regelmäßig und in großem Maßstab mit Zucker und Tabak versorgt und so an diese Genußmittel gewöhnt.

    Bei Interesse zum Weiterlesen:  

  • die web-site der ökonomischen Anthropologen (Univ. Wien)
  • für die aktuellere Situation: Sehr empfehlenswert das verständlich geschriebene Buch von Jean Ziegler "Das Imperium der Schande. Der Kampf gegen Armut und Unterdrückung" 2005 – kein Phantast, sondern ehmals Schweizerischer Nationalrat und dann UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung.
  • auch sehr aktuell (leider): wie die Agrarförderung der EU die Bauern in afrikanischen und anderen Ländern in die Armut treibt, wie mit Milliarden unserer Steuergelder die lokalen Märkte dort ruiniert werden – das gibt es als TV-Bericht. Sicher auch zum Nachlesen – wer die Literaturangabe dazu hat, bitte mitteilen.

    Europa - Afrika - Beziehungen / Künste

  • Viele Menschen kennen und bewundern Gemälde des frühen Picasso und seiner malenden Zeitgenossen. Wie vielen davon ist bewußt, daß diese Maler ihre radikalen Weiterentwicklungen der Formensprache auch in Auseinandersetzung mit den Skulpturen geschaffen haben, welche damals in Paris und anderswo in Europa als ethnographische Schaustücke ausgestellt wurden – und faktisch Kultfiguren aus Afrika und Ozeanien waren, in ihren Funktionen den Heiligenfiguren in mittelalterlichen oder den Ikonen in orthodoxen Kirchen vergleichbar?

  • Nicht selten sind diese Stücke durch gewöhnlichen Diebstahl und Raub in den Besitz der Forscher und Museen gelangt. Das Vorbild manchen faszinierenden Gesichts und mancher rätselhaften Figur in heute berühmten Bildern kann man in einer Vitrine eines ethnographischen Museums oder in einem Museumskatalog wiederfinden.
Maske der Fang Les Demoiselles …
  • In der Ausstellung "Kunst aus Afrika" des Ethnologischen Museums in Berlin-Dahlem gibt  es ein kleines Kabinett, in dem solche Zusammenhänge für damals in Berlin lebende und arbeitende Maler ausdrücklich gezeigt werden - Skulpturen des Museums und Skizzen der Maler.
  • aus dem Wikipedia-Artikel zu Picasso: Die afrikanisch beeinflusste Periode (période nègre). Mit dem Gemälde Les Demoiselles d’Avignon aus dem Jahr 1907 begann Picassos afrikanisch beeinflusste Periode, erkennbar an den äußeren Figuren des Gemäldes, deren Gestaltung auf afrikanische Masken hinweist. Diese Anleihen bei afrikanischer und ozeanischer Kunst hatte Picasso zwar mehrfach geleugnet, sie sind aber offensichtlich. Ähnliche Masken wie z.B. diese der Fang soll Picasso damals in Paris gesehen haben.
  • Wer sich für Welt-Musik interessiert, kennt sicher verschiedene zeitgenössische afrikanische Musik-Richtungen und auch -Gruppen. Manche Sänger und Musikgruppen haben ihre Fan-Gemeinde in Deutschland – man denke nur an Youssou N'Dour aus dem Senegal.
  • Wer sich für Tanz interessiert, kennt – neben den vielfachen Kurs-Angeboten "Afrikanisch Tanzen" in jeder deutschen Großstadt – auch den einen oder anderen Tänzer und Choreographen mit afrikanischem Hintergrund, der zeitweise an einer deutschen Bühne arbeitet - man denke beispielswiese an Ismael Ivo oder Kofi Koko.
  • Im Sommer des Jahres 2007 hatte in Bamako, der Hauptstadt von Mali, unter freiem Himmel die erste Sahel-Oper Premiere mit der Welt-Uraufführung, mit weiteren Vorstellungen in Paris und Amsterdam. War damals auch in der ZEIT zu lesen.
  • Aber wer weiß schon, daß eine Tanz-Company wie "Moving Into Dance Mophatong" (Johannesburg, Südafrika) seit 30 Jahren eine Form des Bühnentanzes entwickelt, mit welcher aus europäischem Ballett und afrikanischen Tanztraditionen eine neue, zeitgenössische Form afrikanischen Bühnentanzes erarbeitet worden ist - als AfroFusion bekannt geworden? Vor allem aber, daß diese Entwicklung mit zwei Linien hochinteressanter pädagogischer Projekte verbunden ist – eine davon EduDance, welches inzwischen seinen Weg in die Lehrer-Fortbildung in Skandinavien gefunden hat und bald vielleicht auch in Deutschland? (für weitere Informationen dazu vgl. die Seite zu EduDance)
    AfroFusion - Moving Into Dance

Afrika - starke Frauen in Wirtschaft, Kunst und Wissenschaft

Vielleicht hat jemand einmal gelesen, daß es in Westafrika überdurchschnittlich viele starke, tüchtige und unternehmungslustige Geschäftsfrauen gibt. Wer die Expo2000 in Hannover besucht hat oder im Sommer 2007 die documenta12 in Kassel, der hat vielleicht auch eine der Modenschauen von Oumou Sy gesehen. Sie schickt Kleider über den Laufsteg, daß einem die Pariser Prêt-à-porter-Schauen nur noch langweilig vorkommen. Dazu große Kostüme, durch westafrikanische Traditionen verschiedener großer Fürsten und Familien inspiriert - ihre inzwischen bereits klassischen "Königsgewänder". Und: Denken Sie nicht einmal an Folklore, denken Sie lieber an Kunst und an große Mode. 2007 hat sie die erste Sahel-Oper ausgestattet.

Oumo Sy

Eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die vor Jahren in Dakar das erste Internet-Café ganz Westafrikas eingerichtet hatte und gleichzeitig darauf besteht, Analphabetin zu sein und zu bleiben. Die sagt, laßt uns die Globalisierung für uns in Afrika nutzen – und laßt uns dabei durch neue Entwicklungen das Gute an unseren Traditionen bewahren und weiterentwickeln. Selbst eine Künstlerin, kleidet sie viele der afrikanischen Bühnenkünstler ein. Sie hat ein Ausbildungs-Institut eingerichtet und initiiert Projekte in Dörfern. Vgl. die Seite über sie hier und auf dem französisch-sprachigen wikipedia

Es gibt international bekannte Tänzerinnen/Choreographinnen und Tanzlehrerinnen mit Wurzeln in ihren jeweiligen afrikanischen Kulturen und Tanz-Traditionen, aber darauf nicht beschränkt, sondern mit Lehrzeiten und Studium in Europa, USA und Asien. Man denke nur an die auch in Deutschland bekannten
Elsa Wolliaston mit ihrer Compagnie in Paris und regelmäßigen workshops in Berlin und Germaine Acogny in der Nähe von Dakar/Senegal mit der berühmten und anspruchsvollen Ausbildungsstätte Ecole de Sable mit engen Kontakten zum Pina-Bausch-Zentrum in Wuppertal.
Germaine Acogny
Elsa Wolliaston

In den Erziehungswissenschaften ist Prof. Dr. Catherine Odora Hoppers
die internationale Expertin für das Thema "Indigenous Knowledge", die kritische Auseinandersetzung mit dem verhängnisvollen Erbe kolonialer "Bildungspolitik" und deren Fortwirken in den heutigen Vorstellungen und Ansprüchen an Erziehung und Bildung, nicht nur in Afrika. Vor allem aber gilt ihr Interesse den Konzepten und Möglichkeiten, ein neues und zeitgemäßes Verständnis von afrikanischer Bildung zu entwickeln und zu etablieren - von der Schule bis zur Universität. Ein wenig mehr Info vgl. hier

Catherine Odora Hoppers