Wienerin,
seit mehr als 35 Jahren in Berlin lebend

Das Persönliche, wen’s interessiert

Früh verheiratet, früh geschieden, zusammenlebend und wieder Single, und dabei bleibt es nun

Lernen ohne Ende

Volks- und Hauptschülerin und dann auf den Zweiten Bildungsweg begeben ... und genau genommen nie mehr aufgehört mit dem Lernen (soll ja jung halten, heißt es)

Von der Arbeit zur Berufung

Beruflich bin ich kaufmännisch und elektrisch gestartet – und das mit 14 Jahren, was sich hier heute von den jungen Leuten kaum jemand mehr vorstellen kann. Nach dem Beginn des Zweiten Bildungsweges hatte ich meinen beruflichen Schwerpunkt im pädagogischen Bereich. ... Weiteres dazu gibt’s auf den Seiten zur Pädagogik. Und nein, Berufung bedeutet NICHT, daß ich auf eine Professorinnenstelle berufen worden wäre. Das Wort hat durchaus noch eine ältere Bedeutung.

Mit Beginn meines Studiums - zunächst als Dipl.Päd. - faszinierte mich Wissenschaft, hab mich wirklich reingehängt. So gründlich, daß mir dann auffiel, dass da was nicht stimmen konnte - das alte Elend mit dem patriarchalischen, entweder frauenfeindlichen oder zumindest frauenlosen Ansatz. Letzten Endes hatte ich durch die Forschungen für meine Habilitation die Möglichkeit, mich damit wirklich auseinander zu setzen. War sehr, sehr interessant. Auf der Seite zu Kreativität und Wissenskunst kann dazu nachgelesen und runtergeladen werden.

Wie, Kunst?

Hätte ich mir mit 14 Jahren am Ende der Pflichtschule einen Beruf aussuchen können - so hätte ich sicher etwas mit Malen, Grafik o.ä. gewählt. So war das Leben aber nicht. Ich war fast 40, als sich in Berlin eine Gelegenheit bot, mich im Rahmen eines Freizeit-Kurses dem zu nähern, was sich da so lernen und ausprobieren läßt. Seither gehört das zu meinem Leben, als wichtiger Teil. Zeitweise war das Malen mein Überlebensmittel, in Zeiten übergroßer Belastung. ... Weiteres dazu findet sich auf den Seiten zu und mit den Bildern.

Afrika, Afrika

Mehrere Jahre hatte ich die Gelegenheit, intensiv und ausführlich zum Thema Kreativität zu arbeiten. Dazu gibt es mehr auf der Seite zu Kreativität und Wissenskunst. Auf der Suche nach Menschen und Kulturen, welche möglicherweise ein nicht-dualistisches Weltverständnis nicht nur entwickelt, sondern durch die Jahrtausende auch beibehalten haben, bin ich auf Afrika gestoßen. Die Denksysteme schwer zugänglich, schon weil unsere europäischen Sprachen nichts davon fassen oder ausdrücken können. Die afrikanischen Tänze sind eine Möglichkeit, sich dem zu nähern – wenngleich es auch hier eine riesige Herausforderung ist, über das Erlernen von Rhythmen und Schritten hinaus wirklich etwas zu verstehen. Geblieben ist großer Respekt, einige Freundschaften und eben großes Interesse für die verschiedensten Facetten des riesigen Themas Afrika. Ach ja – auf das abenteuerliche Vorhaben einer Unternehmensgründung in meinem sechsten Jahrzehnt hat sich das auch ausgewirkt, schließlich ist die Karitébutter ein ur-afrikanisches Produkt.

Alte gründen anders?

Pädagogik – freiberuflich betrieben und in Themenbereichen, wo die letztendliche „Zielgruppe“ eindeutig nicht selbst zahlen kann - ernährt ihre Frau nicht wirklich. Für eine Stelle an der Uni war ich derweil zu alt und Projektförderung hat trotz div. Versuche nicht geklappt. Ich gebe zu, mir wäre keineswegs langweilig geworden, hätte ich mich damals mit einer einigermaßen auskömmlichen Versorgung „zur Ruhe setzen“ können – so fürchterlich ruhig wäre es schon nicht geworden. Nur ist das wieder so ein Fall, wo das Leben eben nicht so ist. Also mußte ich mir was einfallen lassen.

In Anbetracht der verschiedenen konkreten Umstände blieb eigentlich nur noch, ein Unternehmen zu gründen. Mit moralischer und auch praktischer Unterstützung von verschiedenen Seiten habe ich das also angefangen und meine Freundin Francine ist auch eingestiegen, obwohl sie noch voll berufstätig war und leider bereits krank. Wir hätten erfolgreich über die ersten, schwierigen Jahre kommen und mal anfangen müssen, damit auch etwas Einkommen zu erwirtschaften. Hat aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert. Ja, abenteuerlich und vielleicht ein bißchen verrückt war es, und eine Menge gelernt habe ich auch dabei. Insofern gibt es da nichts zu bereuen - wer wagt, gewinnt nicht immer, sondern fällt schon auch mal auf die Schnauze.

Der Unterschied, wenn man mit 60 Jahren gründet oder mit Mitte 20 war für uns, daß nach einigen Jahren, wenn man erkannt hat, wo man welche Fehler gemacht hat - die Luft für den dann eigentlich fälligen nächsten Anfang, die Gründung eines weiteren Unternehmens unter Nutzung der gemachten Erfahrungen - also, die Luft war raus. Für mich jedenfalls mit fast 70 Jahren - und Francine war bis dahin ihrer schweren Krankheit erlegen, was für ihre Familie, ihre Freundinnen und Freunde und eben auch für mich ein großer Schmerz war.

Und nu? Jenseits der 70 mittlerweile -

Mal sehen. Jedes Jahr von Mai bis Oktober ziehe ich zusammen mit einer Freundin am nördlichen Stadtrand von Berlin mein eigenes Gemüse. Wie schön, daß man dafür keinen eigenen Garten haben muß, sondern es heutzutage die Mietgärten gibt. Der Gemüsebauer, dem der Acker gehört, erledigt das Pflügen und auch das Ausbringen der ersten Pflanzen und Saaten im Frühjahr. Ca. 60 qm umzugraben würde mich überfordern, wirklich. Pflanzen, auch auf einem Gemüseacker, brauchen Betreuung wie Gießen, Hacken, Jäten, Düngen etc. Wahrscheinlich auch Zuwendung, habe ich so den leisen Verdacht. Aber ohne selbst umgraben zu müssen usw. können wir uns Zeit und körperliche Kräfte einteilen, uns auch absprechen. Mittlerweile gelten wir als "alte Hasen", versuchen uns jede Saison an dem einen oder anderen Experiment, welches mal gelingt (z.B. Süßkartoffeln) und mal nicht und es sind auch einige Freundschaften entstanden.

Ich finde es ein wenig schade, daß so viel dessen, was ich weiß und kann, niemandem mehr zugute kommt. Außerdem, bei meinem Lebenslauf, v.a. auch mit einer Erwerbsbiographie mit Zweitem Bildungsweg, Studium, Honorartätigkeiten über viele Jahre, da kann ich froh sein, überhaupt Rente zu bekommen. Aber so wirklich komfortabel ist sie natürlich nicht. Also mal sehen, ob es von Zeit zu Zeit möglich sein wird, noch einige Stunden als Dozentin oder als Lerntherapeutin o.ä. zu arbeiten.

Und die Kunst bleibt mir ja. Mit mehr Zeit fürs Besuchen von Ausstellungen und auch mal für einen Workshop, um was Neues zu lernen - zuletzt Lithographie, Drucken vom Stein, faszinierend.